Nachricht an Bob
Lieber Bob !
Du möchtest wissen, wies mir geht und wie ich lebe?
Geb dir mal ein kurzes update.
Wie du ja weißt, kam ich INTERSEXUELL zu Welt, also mit uneindeutigen Genitalien. Ich hieß die ersten 2 Jahre meines Lebens JÜRGEN. Aber dann meinten die Ärzte, ich solle weiterhin als Mädchen aufwachsen und erzogen werden da ich nie wie ein Junge aussehen würde. Von da an nannten meine Eltern mich ALEXANDRA. Wäää, was für ein grausliger Name. Ich nenne mich heute einfach nur ALEX. Mit 6 Jahren wurden wir ja getrennt, wie wir schmerzlich zu spüren bekamen und man hat dich einfach weggeworfen. 4 Jahre später mussten dann auch Ping und Pong dran glauben, da die sich ständig in den Leisten versteckten und die Ärzte meinten, sie täten mir nicht gut und so wie die sich benehmen, würden sie über kurz oder lang entarten.
Ich habe auch keine Ahnung, was mit ihnen geschehen ist. Ich nehme mal an, du hast auch nichts von ihnen gehört?
Langsam begann ich , euch zu vergessen oder zu verdrängen. Es tut mir leid, aber so war es damals. Ich versuchte das nette Mädchen zu sein und ging brav in die Schule. Ich habe zu dieser Zeit eigentlich nie mehr an euch gedacht, bis mir ein Arzt mit 12 Jahren von euch erzählte. Anfangs wollte ich es nicht wahr haben, dass es euch wirklich gab, aber schon bald konnte ich mich wieder erinnern. Dass ihr nicht mehr bei mir seid, machte mir schwer zu schaffen, auch wenn ich es mir am Anfang nicht eingestehen wollte. Ich kam einfach nicht zurecht. Ich verkroch mich in meine Höhle und war sehr viel alleine. Irgendwann, als ich glaubte, eine vollständige Frau werden zu müssen, eben ganz normal, wie die Ärzte meinten, habe ich mir dann noch ein Loch bohren lassen. Ich dachte, wenn ich das erst habe, dann liebt mich vielleicht mal irgendwer. Aber Fehlanzeige. Ich benutzte es zwar in dem nächsten Jahren sehr fleißig, aber schön war es nie für mich. Und NORMALER fühlte ich mich damit auch nicht. Irgendwann zwischen 16 und 18 begann ich, mich mit dem Messer zu ritzen versuchte, meine Gedanken mit Drogen abzustellen. Das gelang aber nur teilweise. Mit 19 bekam ich dann Leukämie und war lange im Krankenhaus. Hört sich schlimm an, war aber im Nachhinein das beste, was mir passieren konnte. Endlich begriff ich, dass ich anfangen musste, meinen Körper zu akzeptieren und lernen musste, ohne euch zu leben. Eben nicht mehr GANZ zu sein. Ich fing an, meinen wenigen Freunden von uns zu erzählen. Was uns passiert war. Und umso schöner war es, als ich merkte, dass die mich irgendwie besser verstehen konnten, als vorher. Das machte mir sehr viel Mut. Ich lernte viele liebe Menschen kennen, denen es genauso oder ähnlich geht wie mir. Das half noch viel mehr. Zu wissen, dass ich nicht alleine bin.
Irgendwann rief ich dann bei FM4 an und erzählte Öffentlich, was mit uns gemacht wurde. Das hörte Elisabeth und wir beschlossen, einen Film darüber zu machen.
Stell dir vor, der läuft sogar im Kino. Was sagst du dazu?
Jetzt wohne ich in Wien und versuche, eine Selbsthilfegruppe zu gründen. Letztes Wochenende haben wir uns das erste mal so richtig offiziell getroffen. Das war echt schön.
Mir geht es heute besser als je zuvor. (Als nicht besser, als zu der Zeit, in der wir noch Eins waren natürlich) Aber manchmal bin ich echt noch oft ziemlich scheiße drauf.
Drum bin ich sehr froh, dass ich jetzt wieder Kontakt mit dir habe, du hast mir sooo gefehlt.
Ich hoffe wir bleiben in Kontakt Bob.
In Liebe
Sein Alex
Du möchtest wissen, wies mir geht und wie ich lebe?
Geb dir mal ein kurzes update.
Wie du ja weißt, kam ich INTERSEXUELL zu Welt, also mit uneindeutigen Genitalien. Ich hieß die ersten 2 Jahre meines Lebens JÜRGEN. Aber dann meinten die Ärzte, ich solle weiterhin als Mädchen aufwachsen und erzogen werden da ich nie wie ein Junge aussehen würde. Von da an nannten meine Eltern mich ALEXANDRA. Wäää, was für ein grausliger Name. Ich nenne mich heute einfach nur ALEX. Mit 6 Jahren wurden wir ja getrennt, wie wir schmerzlich zu spüren bekamen und man hat dich einfach weggeworfen. 4 Jahre später mussten dann auch Ping und Pong dran glauben, da die sich ständig in den Leisten versteckten und die Ärzte meinten, sie täten mir nicht gut und so wie die sich benehmen, würden sie über kurz oder lang entarten.
Ich habe auch keine Ahnung, was mit ihnen geschehen ist. Ich nehme mal an, du hast auch nichts von ihnen gehört?
Langsam begann ich , euch zu vergessen oder zu verdrängen. Es tut mir leid, aber so war es damals. Ich versuchte das nette Mädchen zu sein und ging brav in die Schule. Ich habe zu dieser Zeit eigentlich nie mehr an euch gedacht, bis mir ein Arzt mit 12 Jahren von euch erzählte. Anfangs wollte ich es nicht wahr haben, dass es euch wirklich gab, aber schon bald konnte ich mich wieder erinnern. Dass ihr nicht mehr bei mir seid, machte mir schwer zu schaffen, auch wenn ich es mir am Anfang nicht eingestehen wollte. Ich kam einfach nicht zurecht. Ich verkroch mich in meine Höhle und war sehr viel alleine. Irgendwann, als ich glaubte, eine vollständige Frau werden zu müssen, eben ganz normal, wie die Ärzte meinten, habe ich mir dann noch ein Loch bohren lassen. Ich dachte, wenn ich das erst habe, dann liebt mich vielleicht mal irgendwer. Aber Fehlanzeige. Ich benutzte es zwar in dem nächsten Jahren sehr fleißig, aber schön war es nie für mich. Und NORMALER fühlte ich mich damit auch nicht. Irgendwann zwischen 16 und 18 begann ich, mich mit dem Messer zu ritzen versuchte, meine Gedanken mit Drogen abzustellen. Das gelang aber nur teilweise. Mit 19 bekam ich dann Leukämie und war lange im Krankenhaus. Hört sich schlimm an, war aber im Nachhinein das beste, was mir passieren konnte. Endlich begriff ich, dass ich anfangen musste, meinen Körper zu akzeptieren und lernen musste, ohne euch zu leben. Eben nicht mehr GANZ zu sein. Ich fing an, meinen wenigen Freunden von uns zu erzählen. Was uns passiert war. Und umso schöner war es, als ich merkte, dass die mich irgendwie besser verstehen konnten, als vorher. Das machte mir sehr viel Mut. Ich lernte viele liebe Menschen kennen, denen es genauso oder ähnlich geht wie mir. Das half noch viel mehr. Zu wissen, dass ich nicht alleine bin.
Irgendwann rief ich dann bei FM4 an und erzählte Öffentlich, was mit uns gemacht wurde. Das hörte Elisabeth und wir beschlossen, einen Film darüber zu machen.
Stell dir vor, der läuft sogar im Kino. Was sagst du dazu?
Jetzt wohne ich in Wien und versuche, eine Selbsthilfegruppe zu gründen. Letztes Wochenende haben wir uns das erste mal so richtig offiziell getroffen. Das war echt schön.
Mir geht es heute besser als je zuvor. (Als nicht besser, als zu der Zeit, in der wir noch Eins waren natürlich) Aber manchmal bin ich echt noch oft ziemlich scheiße drauf.
Drum bin ich sehr froh, dass ich jetzt wieder Kontakt mit dir habe, du hast mir sooo gefehlt.
Ich hoffe wir bleiben in Kontakt Bob.
In Liebe
Sein Alex
Dickless - 14. Aug, 16:49